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o. J. o. T. (Breslau).

1311.

H(einrich), Propst, und Jo(hannes), Dechant (vom Dome zu Breslau), berichten dem Legaten (Kardinal Gentilis), dass, nachdem auf des Legaten Weisung der Propst Heinrich und P(aul), Scholastikus zum heil. Kreuz, des Legaten Deklaration für das Breslauer Sandstift veröffentlicht hatten, der Scholastikus deshalb aller Sachen beraubt und vertrieben worden ist, und dass, als dessen Freunde letzte Maria Reinigung (Febr. 2) die übliche Prozession nach der Sandkirche angetreten, viele Kanoniker, Vikare oder Mansionarien vom Dome, vom heil. Kreuz oder sonst woher, auch Breslauer Pfarrer vom Erzbischof von Gnesen vorgeladen worden sind, weil angeblich das Sandstift dem Interdikte verfallen sei. Die Schreiber dieses fürchten die Macht der Gegner, noch dazu bei der Abwesenheit des Bischofs und sind jetzt vollends in Verzweiflung, seit sie nach dem Befehl des Legaten eben um jener Beraubung des Scholastikus willen über zwei Pfarrsprengel der Stadt das Interdikt haben verhängen müssen. Jetzt haben sie in Breslau keine Sicherheit mehr, und ihre Gegner sinnen darauf, sowie der Legat Pressburg den Rücken wendet, den Erzbischof von Gnesen unter dem Vorwande einer Visitation nach Breslau einzuladen, wo sie dann darauf gefasst sein müssen, ihrer Würden und Pfründen beraubt zu werden, wie dies erst kürzlich in Krakau (vgl. Reg. 3039) geschehen ist.

Aus d. Formelb. Arnolds v. Protzan abgedr. v. Wattenbach im Cod. dipl. Siles. V, 214. Bezüglich der Chronologie ist hier nur der terminus a quo festgestellt, d. h. nach der ersten purif. Mar. seit der Abwesenheit des Bischofs Heinrich; mit dieser Zeitbestimmung passt dann auch die oben noch zum 10. Jan. angef. Urk. des hier genannten Scholasts Paul. Heranzuziehen wäre dann noch ein zweites Schreiben derselben an den Legaten (Cod. dipl. Siles. V, 218) mit erneuerten Klagen derselben Art und der fussfälligen Bitte, sie künftig mit dergl. Aufträgen wie die Verhängung des Interdiktes in Breslau etc. zu verschonen.


Codex Diplomaticus Silesiae, Bd. 16, 1892; Regesten zur schlesischen Geschichte, 1301 - 1315. Herausgegeben von C. Grünhagen und C. Wutke.